Birgit Erbe, Deutschland/Germany
Diplom-Politologin (FU Berlin) und M.A. in Race and Ethnic Studies (University of Warwick, UK), Geschäftsführerin der FAM Frauenakademie München e.V.
Schwerpunkte meiner politischen, erwachsenenbildnerischen und wissenschaftlichen Arbeit: europäischer Integrationsprozess, Gender Budgeting und Frauenrechte.
Mein Statement zum Thema "Europäische BürgerInnenschaft": Zwei strukturelle Merkmale der Europäischen Union wirken ausgrenzend sowohl auf Frauen als auch auf Männer. Das zum Dogma erhobene Leistungsprinzip grenzt ganze soziale Gruppen aus, die aufgrund von Herkunft, Bildungsstand, Alter, Behinderung, zu versorgenden Angehörigen etc. den Anforderungen der Wettbewerbsgesellschaft nicht gerecht werden. Aufgrund der generellen wirtschaftlichen und sozialen Schlechterstellung von Frauen und der ihnen zugeschriebenen Verantwortung für die Versorgung von Familienangehörigen haben Frauen ungleich schlechtere Ausgangsbedingungen als Männer. Ähnlich verhält es sich mit dem Demokratiedefizit und der Intransparenz politischer Entscheidungen innerhalb der Union. Selbst für die interessierten BürgerInnen ist die Europäische Union ohne spezialisiertes Wissen nicht durchschaubar, geschweige denn unmittelbar beeinflussbar. Politische Partizipation ist auf die Wahl des Europäischen Parlaments alle fünf Jahre beschränkt. An der geringen politischen Repräsentanz von Frauen zeigt sich, dass diese Strukturen Männer begünstigen. Bei den EntscheidungsträgerInnen der Europäischen Union sind Frauen und Fraueninteressen stark unterrepräsentiert. Trotz gewisser Fortschritte ist die Politik auf nationaler und EU-Ebene eine Männerdomäne geblieben. Dies könnte der Grund sein, weshalb sich eine progressive Frauenpolitik bislang nicht durchsetzen konnte. Weder im wirtschaftlichen noch im politischen Bereich noch innerhalb der EU-Institutionen zeichnet sich eine grundsätzliche Veränderung der Strukturen ab, um diese "frauenfreundlicher" zu gestalten. Und dennoch bin ich der Meinung, dass Frauen auf allen politischen Ebenen gleichzeitig für ihre Interessen aktiv werden und Druck ausüben müssen. Da die Strukturen in der Europäischen Union noch nicht so alt sind, sind sie auch nicht so verhärtet und lassen Veränderungen noch zu.